Kriegsgefangenenlager 7099/1

Spassk bei Karaganda, Kasachstan                                          


                     weg.jpg (1184322 Byte)

Mein Vater ,Kurt Schrimpf, wurde am 15.08.1909 in Zeitz geboren. Nach seinem Schulabschluss erlernte  er den Beruf eines Schlossers. Innerhalb der nächsten vier Jahre schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten durchs Leben. 1932 meldete er sich freiwillig zum Reichsarbeitsdienst. Vom Herbst 33 bis Ende 1936 folgten wiederum Zeiten der Arbeitssuche. Die nächsten 4 Jahre machte er eine Ausbildung zum Sanitäter. Am 01.07.1941 trat er seinen Kriegsdienst als Sanitäter in der 1./San.KP.(mot.)88, der 18.Pz.Div. an. Sein Glück verließ ihn bald, denn am 15.07. geriet er 5 km Nordostwärts Dobryn, bei Orscha, in Gefangenschaft. Bei diesem Gefecht wurde fast die gesamte Kompanie aufgerieben. Einige "schlaue Landser" versuchten der Gefangennahme zu entgehen, indem sie sich tot stellten. Der Iwan staunte nicht schlecht, welche Wunder seine Behandlungsmethode, ein  Bajonettstoß im Hintern eines Gefallenen, bewirkt, denn einige der "Toten" rannten nach dieser Behandlung schreiend durch die Gegend. Als nächstes folgte ein Fußmarsch nach Wjasma, wo die Gefangenen gesammelt wurden. Am 01.08.41 ging dann der Transport Ostwärts ins Lager Temnikovskij (Lager 58) und am 08.09.41 trafen die Gefangenen  im Lager 7099/1, Spassk bei Karaganda ein. Dieser Ort sollte für die nächsten 7 Jahre die "Heimat" meines Vaters werden. Im Lager 7099/1, dem Hauptlager des Gulag  Karaganda (Durchschnittsbelegung 4.000 Mann), wurden alle Gefangenen medizinisch untersucht und in die Kategorien ihrer weiteren Verwendung eingeordnet. Bedingt durch den Mangel an Fachkräften blieb mein Vater im Hauptlager, er wurde Obersanitäter im größten Lazarett dieses Lagers. Dieses war das zweistöckige Gebäude, welches man auf dem Foto der Startseite sehen kann. Die Jahre dort kann keiner nachvollziehen, Hunger, so dass er nur noch kriechen konnte, Denunzianten, die für ein Stück Brot dafür sorgten, dass er in den Bunker kam und dort fast gestorben wäre. Das Wissen, ohnmächtig helfen zu müssen, die Kranken zu versorgen ohne Medikamente und Verbandstoff, verlangt einem Menschen wohl mehr als das letzte ab. Am 10.10.1947 wurde mein Vater in das Repatriierungslager 69, Frankfurt an der Oder, entlassen. Ein ehemaliger Mitgefangener, den ich kennen zu lernen die Ehre hatte, sagte bei unserem ersten Kontakt über meinen Vater: "Wenn jemand das Bundesverdienstkreuz verdient hat, dann Dein Vater. Er hat  vielen Hunderten das Leben gerettet in Spassk." Geredet hat mein Vater kaum über diese Zeit. Er starb am 13.03.1982. Vier Jahre nach seinem Tod lag zum Volkstrauertag eine Karte auf seinem Grab, welche von einem ehemaligen Spassker stammte, der immer betonte, das er sein Leben meinem Vater verdankt.

"Mein lieber Kurt,

Vergeblich habe ich immer Deine Ruhestätte gesucht! Heute habe ich sie endlich gefunden. Einen lieben Gruß zum Gedenktag unserer lieben Verstorbenen, sendet Dir, Du edler Freund, E.F."

Landkarten     Photos     Literatur    Nationen   Kontakt    Startseite   Links   Namensliste   Forum